Resilienzstärkung
Das Thema Resilienzstärkung und Stressprävention ist in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Veränderungen gehören grundsätzlich zum Leben dazu. Die Art und Weise, wie sich Veränderungen vollziehen, hat sich jedoch in den letzten Jahren radikal verändert. Die Menschen empfinden heute vielfach die Bedingungen in der Berufs- und Privatwelt als belastend, da die Grenzen zwischen neuer Arbeitswelt 4.0 und Privatleben immer fließender werden. Das sich permanent schnell verändernde, immer komplexere und unberechenbarere Umfeld, bedingt durch den digitalen Wandel, die Globalisierung, die weltweite Vernetzung von Produktionsabläufen erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sowie zeitnahe Reaktionen und Lernen in Echtzeit.
Menschen mit einer stark ausgeprägten Resilienz haben eine Verbindung zu ihrem inneren Potential, ihren Ressourcen und Qualitäten und lassen sich nicht von widrigen Lebensumständen, Konflikten, Misserfolgen, Lebenskrisen und Schicksalsschlägen unterkriegen, sondern sie können darauf kreativ und flexibel reagieren, sie bewältigen und im besten Fall sogar - gestärkt aus ihnen hervorgehen - die schädigende Wirkung “prallt” an ihnen gewissermaßen ab. Menschen mit einer starken Resilienz sind nicht gefühllos und nicht unverletzbar, sondern können auch Phasen der Wut und der Verzweiflung durchlaufen. Sie können sich jedoch nach einer gewissen Zeit wieder auf Ihre Stärken und Fähigkeiten im Umgang mit problematischen ggf. traumatischen Zuständen und Erlebnissen besinnen. Insgesamt gesehen, können sie diese besser verarbeiten und bleiben so auch in Krisenzeiten seelisch und körperlich gesund.
Ursprünglich stammt der Begriff Resilienz aus der Physik (lat. resilire = zurückspringen, abprallen). Er bezeichnet die Fähigkeit eines Werkstoffes, sich verformen zu lassen und hinterher dennoch in die ursprüngliche Form zurückzufinden. Dieser Begriff wurde schließlich durch die Verhaltensforscher auf den Menschen adaptiert und oftmals in Form eines „Stehaufmännchens“ visualisiert.
Resilienz - die persönliche Widerstandskraft mit schwierigen Situationen umzugehen und das Leben positiv zu gestalten - kann entwickelt, trainiert und gestärkt werden. In Zentrum der Wissenschaft standen lange Zeit ausschließlich die Risikofaktoren (Pathogenese) sowie die Frage, welche Risiken sich auf die menschliche Entwicklung negativ auswirken. Weitere Forschungserkenntnisse (z.B. Kauai-Studie) führten zu einer neuen Perspektive, die den Fokus auf die Ressourcen und Schutzfaktoren wie personale, familiäre und soziale Ressourcen, (Salutogenese) eines Menschen legte. Risikofaktoren und Schutzfaktoren stehen miteinander in Wechselwirkung und beeinflussen die Entwicklung eines Menschen. Klarheit bezüglich der bereits vorhandenen und noch zu entwickelnden Schutzfaktoren im Hinblick auf Prävention und Resilienzstärkung ist empfehlenswert, um dann in Krisensituationen ihre Stressoren zu erkennen, neutral wahrzunehmen und sich dann im nächsten Schritt bewusst für eine angemessene Reaktion entscheiden zu können - Handlungsfähigkeit und aktive Gestaltung statt passiver Betroffenheit.
Mit Resilienzübungen können Sie Ihre innere Stärke trainieren und so insgesamt seelisch widerstandsfähiger im Alltag und in Krisensituationen werden.
Resilienz-Übung #1: Ihr Optimismus-Tagebuch
Optimismus bedeutet, die guten, auch kleinen Dinge in Ihrem Alltag zu sehen und zu schätzen. Eine optimistische Grundhaltung gilt als Voraussetzung für eine starke Resilienz. Reservieren Sie 5 bis 10 Minuten am Tag, am besten direkt nach dem Aufstehen oder kurz vor dem Schlafengehen und dokumentieren Sie die schönen Dinge in Ihrem Leben in Ihr Optimismus-Tagebuch. Finden Sie Ihre schönen Dinge:
Was ist Ihnen heute Schönes in Ihrem Leben passiert?
Worüber haben Sie heute gelächelt oder gelacht?
Was ist Ihnen heute gut gelungen?
Resilienz-Übung #2: Ihre täglichen Affirmationen
Affirmationen dienen dazu, neue Gedankenstrukturen im Unterbewusstsein zu verankern und mit der Zeit ein neues, inneres positives Selbstbild von sich aufzubauen, das dann mit der Zeit auch Ihr Handeln und Ihre Gefühle positiv beeinflussen wird. Affirmationen sind einfache, kurze Sätze, die Sie notieren und mehrmals am Tag laut wiederholen. „Ich bin, ich darf, ich kann mir erlauben …” Finden Sie Ihre Affirmationen:
Was können Sie richtig gut? Ich bin ….
Welche Eigenschaft(en) möchten Sie stärken?
Was haben Sie heute gut gemacht?
Resilienz-Übung #3: Ihr tägliches Ziel
Regelmäßiges Formulieren und Setzen von realistischen Zielen fokussiert Ihre Gedanken auf das, was Sie glücklich macht und Ihre Resilienz stärkt. Die tägliche Zielsetzung erinnert Sie daran, dass es in Ihrer Hand liegt, was Sie aus dem Tag machen - aus der Opferrolle in die Verantwortung. Das Erreichen Ihrer geplanten Ziele produziert das Gefühl von Erfolg. Nehmen Sie sich jeden Morgen ein paar Minuten Zeit und formulieren Sie ein klares Ziel pro Tag. Finden Sie Ihr Ziel für den heutigen Tag:
Unter welches Motto wollen Sie den heutigen Tag stellen?
Wie wollen Sie den heutigen Tag nutzen?
Was können Sie ausprobieren und umsetzen, was Sie im Leben weiter bringt?
Nehmen Sie sich am Ende des Tages einen Augenblick Zeit, um Ihren Tag unter Berücksichtigung Ihres gesetzten Zieles Revue passieren zu lassen. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Erfolge. Wenn Sie Ihr gesetztes Ziel vernachlässigt haben, fragen Sie sich, woran es lag und wie es Ihnen morgen besser gelingen kann.